R.D. Lang

Wichtige theoretische Beiträge und Orientierungen


Laings Beitrag zum Verstehen des menschlichen Geistes ist im Feld der interpersonellen Phänomenologie zu finden. Für ihn ist die Erfahrung die Grundlage aller spekulativen Theorie. Als Seelenheilkundler hat Laing beschrieben, was er sieht, wie er sieht, was er wahrnimmt, was Menschen erleben und erfahren in und durch ihre Interaktionen. Laing hat in seinen existenzial-phänomenologischen Studien zum Familien-Kontext von diagnostizierten «Schizophrenen» gezeigt, dass die Erfahrungen und das Verhalten dieser leidenden Menschen, im sozialen Kontext gesehen, viel verständlicher und sinnvoller sind, als bisher angenommen wurde. «Psychotherapie muss der unbeugsame und eigensinnige Versuch zweier Menschen bleiben, die Ganzheit der Existenz durch ihre Beziehung zueinander wieder herzustellen» (Laing, 1967; 1969: 46). Zusammen mit seinen MitarbeiterInnen in den therapeutichen Lebensgemeinschaften schuf Laing einen sozial-kulturellen Lebenskontext, der als heilwirksame Umgebung für Menschen diente, die bis dahin abseits der Gemeinschaft und innerhalb der stigmatisierenden Psychiatrie ohne Heilungserfolg behandelt wurden. Viele verstörte Menschen fühlten sich das erste Mal verstanden und von Laing «gesehen». Laing beschäftigte sich im Spätwerk mit Aspekten unserer «Biopolitik», z. B. der Macht des diagnostischen Blickes als Gefahr in therapeutischen Situationen, der Politik der Hilflosigkeit, Psycho- und Homophobie und der Fähigkeit, unsere Begabungen zu entwickeln.